Tanz am Theater Ulm
Damit führt „Ballettdirektor“ Rainer Feistel den bisherigen Ausverkauft!-Boom der Sparte in seiner ersten Spielzeit weiter: Mit eigener Handschrift, neuer Compagnie, einer klaren Ausrichtung und vor allem mit viel positiver Energie. Die ist spürbar, als wir uns im Theater zum Gespräch treffen, und sie ist spürbar authentisch und getragen von einer strukturierten Herangehensweise.
„Eine Tanztheater-Inszenierung beginnt mit der Musik. Dafür nehme ich mir viel Zeit. Dann kommen erste Bewegungsabläufe hinzu, die sich nach und nach entwickeln. Für diesen dynamischen Prozess und das Einstudieren haben wir sechs Wochen Zeit, mehr nicht. Dann muss alles passen.“
Außer den Tänzern gibt es nur ein reduziertes Bühnenbild und die perfekt abgestimmte Lichttechnik. „Ganz extrem war diese Erfahrung für die Zuschauer der Reihe Tanz-Extra, die im oberen Foyer aufgeführt wurde. Die Resonanz war überraschend positiv. Die Theaterbesucher sind absolut offen für unterschiedliche Arten von Tanztheater. Dazu trägt auch das Tanzfestival Ulm moves bei, das alle zwei Jahre herausragenden internationalen Compagnien eine Plattform bietet. Diese Tanzbegeisterung und die Bereitschaft der Zuschauer, über den Tellerrand zu schauen, war für mich eine hervorragende Voraussetzung für meinen Start in Ulm.“
Der hätte nicht besser sein können. Die Aufführung „Gesichter der Großstadt“ nach Bildern des amerikanischen Künstlers Edward Hopper war fulminant und fand ihre Fortsetzung mit der Inszenierung von Saint- Exupérys „Der Kleine Prinz“. „Das Kalte Herz“ nach dem Märchen von Wilhelm Hauff ist ein weiteres Stück dieser Spielzeit. „Ganz großes Liebestheater, mit Orchesterbegleitung und zum ersten Mal als Tanzstück auf der Bühne“, schwärmt Feistel. „Dazu kommt der Einsatz des Tanztheaters in den Inszenierungen der beiden anderen Sparten. Auch die Spielzeit 2019/2020 wird spannend – mit fünf Premieren und immer mit einer humanistischen Sichtweise und meiner Begeisterung für Themen wie Liebe, Sehnsucht, Trauer, Schmerz, Freude… zutiefst menschliche Emotionen eben. Das alles mit insgesamt nur zehn Tänzerinnen und Tänzern. Das ist eine immense Verantwortung für jeden Einzelnen. Was uns verbindet, sind der Tanz und der Wunsch, das Haus für uns zu entdecken und es zu präsentieren.“ sba
Fotos: Theater Ulm /Jochen Klenk, Sigrid Balke