Kolumne von Prof. Dr. Heinz Maier

Schwindelbeschwerden im Alter

Erkrankungen, die mit Schwindel einhergehen, manifestieren sich in allen Altersgruppen. Am stärksten betroffen sind aber Menschen im höheren Lebensalter.

Die zu Grunde liegenden Ursachen sind nicht komplett geklärt. Einerseits sind Alterungsprozesse im Bereich der Gleichgewichtsorgane des Innenohres, der sensorischen Organe mit Warnfunktion wie z.B. dem optischen und auditorischen System, und Alterungsprozesse im Bereich des somatosensorischen Systems und zentralnervöser Strukturen zu nennen.

Andererseits treten mit zunehmendem Lebensalter gehäuft Erkrankungen auf, welche die altersphysiologisch bedingte eingeschränkte Gleichgewichtskompetenz zusätzlich beeinträchtigen.

Es handelt sich hierbei um Erkrankungen der Augen, der peripheren Gleichgewichtsorgane, des zentralen und peripheren Nervensystems, des Herz-Kreislauf-Systems, des Bewegungssystems und der Psyche. Zu allem Übel treten diese Erkrankungen meist in Kombination auf. Darüber hinaus erfordern sie oft eine Therapie mit Medikamenten, die selbst als Nebenwirkung eine Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens und des Gleichgewichts verursachen können. Hier sind z.B. Psychopharmaka, Antiarrhythmika, und Antihypertensiva zu nennen.

Die Beeinträchtigung des Gleichgewichts und daraus resultierende Vermeidungsängste verhindern, dass sich die Betroffenen angstfrei im Alltag bewegen können. Entsprechend kommt es häufig zu einer massiven Verminderung der Lebensqualität. Noch viel gravierender ist das Sturzrisiko
zu bewerten, das bei Gleichgewichtsstörungen erhöht ist. Nicht weniger als 30 % aller Menschen über 65 stürzen einmal pro Jahr. Bei jedem 10. Sturz kommt es zu schweren Verletzungen wie z.B. Schenkelhals- oder Schädelfrakturen, die bei ca. 20 % der Betroffenen zu einer dauerhaften Invalidität bzw. Pflegebedürftigkeit führen. Darüber hinaus resultiert bei den Verunfallten häufig eine Angst vor erneuten Stürzen mit einer
Einschränkung des Selbstvertrauens und der Mobilität.

Was kann getan werden, um einer derartigen Entwicklung entgegen zu wirken?
Risikogruppen müssen frühzeitig erfasst werden. Letzteres kann z. B. durch eine gründliche Anamnese unter Verwendung standardisierter Fragebögen erfolgen.

Patienten mit Schwindelbeschwerden müssen einer gründlichen interdisziplinären Diagnostik unterzogen werden.

Erkrankungen, die mit Schwindel einhergehen, müssen frühzeitig behandelt werden. Hierbei kommen sowohl medikamentöse, physiotherapeutische, psychotherapeutische als auch chirurgische Maßnahmen zum Einsatz. Wichtig ist dabei, dass die Behandlung ebenso wie
die Diagnostik interdisziplinär erfolgt.

Foto: Areion