Im Trend: Graue Haare stilvoll tragen
George Clooney, Sean Connery oder Barack Obama sind nur einige der Promi-Männer, die durch ihre grauen Haare an Attraktivität gewonnen haben. Stars wie Lady Gaga, Pink, Katy Perry und Co – allesamt noch unter Vierzig – präsentierten ihre gefärbten Silbermähnen auf dem roten Teppich. Bereits Teenager tragen die Haare grau wie die 17-jährige Sängerin Billie Eilish, ob mit oder ohne Pastell-Balayage. Kein Wunder, dass sich immer mehr Frauen fragen, warum sie sich wegen ihrer grauen Haare den Kopf zerbrechen sollten. Eine Bewegung ist geboren, die auf den sozialen Medien unter dem Begriff „Going gray, looking great“ Verbreitung findet.
Viele Frauen möchten sich diesem Trend anschließen, haben aber mit einem Problem zu kämpfen: der Übergangsphase! Wer jahrelang die Haare in einer Farbe gefärbt hat, die sich stark von Grau abhebt, fürchtet sich vor unschönen Ansätzen. Bei anderen blitzen hingegen nur hier und da ein paar graue Härchen auf, der Übergang zum kompletten Grauschopf kann sich noch über Jahre hinziehen. In beiden Fällen empfiehlt sich die Beratung in einem professionellen Haarsalon, der verschiedene Strategien anbieten kann.
Die Übergangsphase meistern
Beliebt ist die Strähnchen-Technik. Es werden nur noch bestimmte Strähnen in der bisherigen Koloration eingefärbt, damit das Grau Stück für Stück rauswachsen und sich „vermehren“ kann. Je nachdem wie schnell das Haar ergraut, wird die Anzahl der Strähnchen angepasst. Das Verfahren funktioniert auch umgekehrt, indem die Haare in einzelnen Strähnen aufgehellt werden, um sich mehr an das Grau anzunähern. Hier ist allerdings Fingerspitzengefühl gefragt, um die richtige Nuance zu erwischen, die dem eigenen Hautton schmeichelt. Zudem kann Bleichen und Blondieren das Haar zusätzlich belasten. Verfahren, die also in Fachhände gehören.
Pflanzenfarben sind eine weitere Alternative. Naturfarben, die auf Henna, Walnussschalen, Indigo und Amlabeeren beruhen, decken je nach Haarbeschaffenheit graues Haar unterschiedlich ab. Wer sein Haar braun färbt, kann zum Beispiel folgenden Effekt erhalten: Normale Haare werden mittelbraun, graue Haare hellbraun. Dadurch entstehen sanfte Übergänge und Strähnen, die natürlich wirken. Zudem sind Pflanzenfarben sehr pflegend für das Haar. Sie dringen nicht in den Haarschaft ein, sondern ummanteln diesen wie eine Schutzschicht, was das Haar fülliger wirken lässt. Große
Farbunterschiede lassen sich mit Pflanzenfarben allerdings nicht erzielen, es sei denn, Sie färben mit AVEDA Farbe, die aus 97% Naturinhaltsstoffen und nur 3% Synthetik besteht. Farben auf Henna-Basis eignen sich besonders gut für dunkleres und trockenes Haar – nicht umsonst ist diese Färbetechnik in Indien und dem Orient so beliebt.
Für ganz Ungeduldige gibt es noch eine radikale Lösung: den Komplett-Cut. Ist die Person praktisch zu 100 Prozent ergraut, lässt man den Ansatz drei bis vier Zentimeter herauswachsen. Im Anschluss wird der Rest der Haare abgeschnitten und zu einer stylishen Kurzhaarfrisur umfunktioniert.
Generell gilt: Glatte, geradlinige Schnitte lassen den Ansatz erst recht ins Auge springen. Unruhige, verwuschelte, gestufte, gelockte oder luftige Varianten sind besser geeignet, um sanfte Übergänge zwischen gefärbten und ungefärbten Partien zu schaffen.
Schnitte, die jünger machen
Für Grauneulinge stellt sich die Frage, welche Frisur nun am besten geeignet ist. Ein Pixie-Cut, wie ihn die Schauspielerinnen Jamie Lee Curtis oder Oscar Preisträgerin Judi Dench tragen, wirkt jugendlich frisch. Ein Bob ist ebenfalls eine gute Option. Moderatorin Birgit Schrowange sowie Schauspiel-Ikone Helen Mirren tragen ihn kurz bis mittellang, während Schauspielerin Diane Keaton einen Long Bob bis zur Schulter trägt und zeigt: Ist das Haar gesund und füllig, muss es auch im Alter nicht ab. Ponyfrisuren machen jünger.
Sogar eine XL-Mähne ist möglich: Vogue-Redakteurin Sarah Harris ergraute bereits im Alter von 16 Jahren und hat ihre langen, grauen Haare zu ihrem Markenzeichen gemacht. Seitdem ist sie ein begehrtes Fotoobjekt auf allen Modenschauen.
Welcher Schnitt am besten geeignet ist, kann ein Friseurexperte beurteilen. Denn es kommt nicht nur auf die Farbe an. Durch Hormonumstellungen produziert das Haar mit zunehmendem Alter weniger Keratin, kann dünner oder trockener werden und schlimmstenfalls vermehrt ausfallen. Männer haben oftmals ganz mit Haarverlust zu kämpfen. Auch jahrzehntelanges Haarfärben mit minderwertigen, aggressiven Produkten kann Spuren hinterlassen. Folgen: Kopfhautirritationen sowie kaputtes, brüchiges Haar. Diese Punkte sind bei der Wahl der richtigen Frisur zu beachten. Zudem sollte ein Schnitt gewählt werden, der Alterserscheinungen ausgleicht. Wenn sich Falten mehren, Augenschatten auftreten und die Gesichtsform generell kantiger wird, sind weich fallende Frisuren von Vorteil. Fransen sowie Seitenscheitel können Stirnfalten überdecken, Stufenschnitte das Gesicht sanft umschmeicheln.
Graues Haar ist auf gute Pflege angewiesen. Das Haar sollte regelmäßig spätestens alle sechs bis acht Wochen nachgeschnitten werden. Die Investition in hochwertige Produkte ist wichtig, zum Beispiel in spezielle Grauhaarshampoos mit blauen oder lilafarbenen Pigmenten. Diese sollten etwa einmal pro Woche verwendet werden. Grund: Durch UV-Licht, Chlorwasser und weitere Faktoren, kann graues Haar einen unvorteilhaften Gelbstich erhalten, der an vergilbtes Papier erinnert. Ehemalige Blondinen sind hierfür besonders anfällig.
Was den übrigen Look betrifft: Make-up und Kleidung dürfen betont farbenfroh ausfallen, um reizvolle Kontraste zu setzen. Die neuen Ü50-Models machen es vor. Denn Grau ist nicht gleich Granny – und wenn doch, dann bitte mit Attitüde. Die wohl mächtigste „Granny“ der Welt – Queen Elisabeth II – zeigt unerschrocken, wie Frau sich auch als über 90-Jährige in Apfelgrün oder Knallpink über veraltete Modediktate hinwegsetzt.
Ein psychologischer Trick zu guter Letzt: Stars bezeichnen ihre Haare nie als grau, sondern stets als silberfarben. Hört sich edler an. Außerdem steht Grauhaarigen Silberschmuck in der Tat sehr gut! Die Generation der neuen Grauschöpfe ist daher nicht old fashioned, sondern einfach nur edel und cool. Und tituliert sich selbstbewusst als „Silver Sisters“. dwi
Fotos: AdobeStock (Jonas Klaubitz, Kanea, jd photodesign)