Auszeit im Ultental
Das wussten schon Kaiserin Sissi, Otto von Bismarck, Thomas Mann oder Franz Kafka zu schätzen. Sie suchten und fanden Erholung in der reinen Luft und bei Wasserkuren im elitären Mitterbad oder in der Villa Hartung, bevor die bessere Gesellschaft mondänere Orte wie Davos, St. Moritz oder Marienbad vorzog. Die Geschichten rund um die prominenten Gäste sind längst Teil einer lebendigen Geschichte, zu der auch die Sagen um böse Geister gehören, die das Tal nach der Einführung von Ortsnamen wie St. Pankraz, St. Walburg, St. Nikolaus und St. Gertraud fortan mieden. Namen, die für eine Besiedlung mit bis heute erhaltenen bäuerlichen Strukturen stehen.
Vom boomenden Tourismus der 70er Jahre blieb das Ultental verschont, denn der Bau der vier Stauseen und die damit verbundene Baustellensituation hielten die Touristen fern. Die Bauern hatten darüber hinaus eine gute Nebenerwerbsmöglichkeit und mussten kein Land verkaufen. Die Hofkultur blieb weitgehend intakt; die Bewohner des Tals sind gegenüber den Touristen in der deutlichen Überzahl. Nicht nur im hinteren Teil des Tals, der mit seiner Dreitausenderkulisse bereits zum Nationalpark Stilfser Joch gehört, kann man zu jeder Jahreszeit auf einsamen Wegen unterwegs sein.
„Nicht viel bringt viel, sondern weniger bringt mehr“ ist das Motiv für die Balance zwischen den Anforderungen eines zeitgemäßen Tourismus und der Bewahrung ursprünglicher Traditionen. Die werden heute in den so genannten Winterschulen des Ultentals an nachfolgende Generationen überliefert. Die Nachfrage nach dem Erlernen alter Handwerkstechniken wie unter anderem Filzen, Färben, Flechten, Permakultur, Kräuterkunde oder Holzverarbeitung als staatlich anerkannte Ergänzung zur Ausbildung oder zum Studium ist groß.
„Nicht viel bringt viel, sondern weniger bringt mehr“ gilt auch für Schneeschuhwanderungen durch verschneite Täler, Langlauftouren, Winterwanderungen, Eislaufen, Alpinskilauf und für den herzhaften Genuss ursprünglicher Bergbauernküche in den urigen Almen. Zurück zu den Wurzeln und merken, was man wirklich braucht, dazu passt der familiär geführte Alpenhof in St. Walburg.
Abends, wenn es früher dunkel wird, lädt die Oase der Sinne mit Finnischer Sauna, Aroma-Dampfbad, einer großzügigen Infra-Rot Sauna, Kneippbad, Erlebnisduschen, Ruhe- und Außenbereich zum entspannenden Wohlfühlen ein. Seit zwei Generationen in der Hand von Familie Staffler ist herzliche Gastfreundschaft in diesem Familienbetrieb gelebter Alltag. Als Genießerhotel im Trio der drei Hotels der Familie Staffler gibt der Alpenhof klar die Richtung vor: zum Abschluss des Tages verwöhnt die Küche des Hauses mit Köstlichkeiten aus heimischen Produkten, vereint mit erlesenen Tropfen. Auf der täglichen Menüauswahl finden Großmutters herzhafte und ehrliche Speisen ebenso einen Platz, wie die leichte und verfeinerte Südtiroler Küche von heute. Ein wahres Genusserlebnis, denn wie so oft im Leben, sind es die kleinen Dinge, die etwas wirklich perfekt machen.
„Dass sich unsere Gäste wohlfühlen, herrlich verwöhnt und bestens betreut fühlen, sehen wir als unsere Aufgabe“ , fasst Familie Staffler ihren Anspruch als Gastgeber zusammen. „Darauf legen wir besonderen Wert.“ Das gilt genauso für das Hotel Garni Seerast, als auch für das 2016 neu eröffnete Familienhotel Viktoria unweit des Alpenhofs. Urlaub mit den Kindern steht im Mittelpunkt und alles ist auf die kleinen Gäste und die Ansprüche ihrer Eltern ausgerichtet. Bei dem
abwechslungsreichen Programm der professionellen Betreuer kommt weder bei den Kindern noch bei den Eltern Langeweile auf. Egal ob die Kinder zusammen in der Gruppe spielen oder Eltern und Kinder gemeinsam unterwegs sind, immer ist die Natur ein unerschöpflicher Spielplatz.
Die Gäste sind also in besten Händen, und wer möchte unternimmt mit Roland und Luis Staffler Wanderungen zu den schönsten Plätzen des Ultentals. Davon gibt es viele und immer wieder eröffnen sich Ausblicke auf die beeindruckenden Gipfel des Ortler Massivs. Das 40 Kilometer lange Ultental westlich von Meran ist Teil des Stilfser Joch Nationalparks, grenzt im Norden an das deutschsprachige Vinschgau und im Süden an das italienischsprachige Trentino. Unterwegs mit den Gastgebern lernt man die Einheimischen kennen, verweilt bei einer Brettljause und spontaner Musik auch mal länger, und lässt sich von nichts anderem als vom „Nichts tun zu müssen“ einfach treiben.
Wer der Stille des Tals zwischendurch das quirlige Stadtleben Merans entgegen setzen möchte, erreicht die historische Kurstadt mit ihren Laubengängen in der Altstadt und den prächtigen Belle Époque Häusern in einer knappen Autostunde. Nach Shoppen und Bummeln zurück im Tal spürt man den Wert der Ruhe, die Freiräume der weiten Landschaft, die Geborgenheit des Tals und freut sich auf einen Skitag auf der Schwemmalm. Kein DJ auf der Hütte, kein Trubel, keine Wartezeiten an den Liften und nichts für diejenigen, die hunderte Pistenkilometer brauchen – stattdessen erwartet Könner und Anfänger wenige Minuten Fahrtzeit von St. Walburg entfernt ein sonnenreiches Skigebiet, Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und wahres Skivergnügen zwischen 1500 m und 2600 m Meereshöhe.
Im Mai hält der Frühling Einzug ins Tal und verlockt über den Sommer und bis in den Spätherbst mit dem Wechselspiel der Natur, mit blühenden Wiesen, Alpenrosenblüte, herbstlichen Lärchenwäldern und rund 700 Kilometer Wanderwegen. Genussvoll auf Halbhöhenwegen entlang der Bergbauernhöfe, oberhalb der Baumgrenze von Alm zu Alm oder zu den Gipfeln der Dreitausender findet jeder das, was ihm gut tut. sba
Fotos: Florian Andergassen, Sebastian Stocker, Tourismus Ultental, Sigrid Balke