20 Jahre Ökumenische Vesperkirche Biberach
Gemeinsam statt einsam, satt statt hungrig, warm statt kalt – so lässt sich das Angebot der Ökumenischen Vesperkirche Biberach auf den Punkt bringen. Nun feierte diese herz- und magenwärmende Tradition 20-jähriges Jubiläum, weshalb das Organisationsteam im Namen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) nicht nur zu knapp 1.000 Essen an sieben Tagen, sondern auch zu einem Festakt mit Gerlinde Kretschmann eingeladen hatte.
Die Frau des Ministerpräsidenten ist Schirmherrin der Evangelischen Vesperkirche Baden-Württemberg. Diese entstand vor 29 Jahren in der Stuttgarter Leonhardskirche und hat seitdem im Ländle über 30, deutschlandweit sogar über 70 Nachahmer gefunden.
„Dass ich an Sankt Martin – das Sinnbild des Christentums schlechthin – mit Ihnen dieses schöne Jubiläum feiern darf, ist eine besondere Freude“, so begann Gerlinde Kretschmann ihr schwungvolles Grußwort, um dann Einblick in ihre persönliche Bindung an die Vesperkirche zu geben. „Vespern, das war für mich immer etwas ganz Tolles“, erzählte sie aus ihren Kindertagen, und es sei bis heute eng verbunden mit gemeinsamen Mahlzeiten in einer warmen Küche. Dort habe man jeden so an und in der Gemeinschaft aufgenommen, wie er sei – und genau darum gehe es bis heute in den sehr engagierten, durch Spenden finanzierten Vesperkirchen.
„Einsamkeit und Armut kann man riechen und sehen. Unsere Aufgabe als Christen ist es aber genau, jeden so anzunehmen, wie er daherkommt. Akzeptiert und aufgenommen, ja sogar bedient und umsorgt zu werden, wie dies in der Vesperkirche geschieht, das sind viele unserer Gäste gar nicht (mehr) gewohnt.“ Die Freude, die wir ihnen damit bereiten, kehre in das eigene Herz zurück, daher sei das Engagement in dieser schönen
Einrichtung der Evangelischen Kirche ja auch so bereichernd.
Die über 30 Ehrenamtlichen der Biberacher Ökumenischen Vesperkirche rund um Rudolf Ehmann, Roland Fritzenschaft, Gunther Wruck, Thomas Opitz und Küchenchef Joachim Mainka, viele treue Gäste und Unterstützer hörten Gerlinde Kretschmann und der anschließenden Podiumsdiskussion aufmerksam zu. „Einsamkeit“ stand im Mittelpunkt des Gesprächs, war in diesem Raum jedoch ganz weit weg. Dabei ist sie für Menschen aller Altersgruppen und Lebensphasen häufiger Begleiter und führt zu Depression, Demenz und einem früheren Tod.
Genau diese Menschen zu erreichen und sie – mindestens phasenweise – aus dieser Beklemmung heraus- und in die Gemeinschaft hineinzuholen, ist Ziel und Anspruch der Vesperkirche und der Referenten dieses Festakts, die für Kirche, Familienbildungsstätte (fbs) und Caritas sprechen. Auch im Alltag, zwischen Tür und Angel empfänglich zu sein für Zwischenmenschliches, das sei elementar, so Gerlinde Kretschmann: „Ganz oft werde ich angesprochen – und dann höre ich einfach mal zu. Auch Small Talk ist Talk, liebe Gäste, und verfehlt die Wirkung nicht.“ cra
Fotos: Frank Mosthof