Gaiser Forum zum neuen Energieeffizienz-Gesetz
Abwärme: vom Nebenprodukt zur Energiequelle
Das neue Energieeffizienz-Gesetz (EnEfG) sorgt für viele Fragezeichen. Welche Unternehmen sind davon betroffen? Wann gelten Maßnahmen als „wirtschaftlich“? Wie hoch sind die Fördersummen? Die Julius Gaiser GmbH in Ulm bot im Rahmen ihres diesjährigen Gaiser Forums einen perfekten Überblick von der Theorie bis zu konkreten Praxisbeispielen.
„Unser Ziel ist es, Unternehmen nicht nur auf die Anforderungen des Gesetzes vorzubereiten, sondern auch Potenziale aufzuzeigen, die eine effiziente Abwärmenutzung bieten kann“, betonte Harald Kretschmann, Geschäftsführer der Julius Gaiser GmbH, zu Beginn der Veranstaltung. Schließlich sei Energie ein wichtiges Wirtschaftsgut, das immer teurer werde.
Pflichten, Fristen, Zuschüsse
Wie viel Potenzial darin steckt, zeigte Martin Pfränger, Gesamtprojektleiter des Kompetenzzentrums Abwärme der Umwelttechnik BW GmbH. „Abwärme ist nicht nur ein Nebenprodukt, sondern eine wertvolle Energiequelle, die bis zu 15 Prozent des industriellen Energiebedarfs abdecken kann“, so der Experte. Dies entspricht außerdem 10 Prozent des Jahresbedarfs an Raumwärme und Warmwasser der privaten Haushalte in
Baden-Württemberg.
Der eine hat’s – der andere braucht’s. Ziel der Plattform für Abwärme (PfA), an welche entsprechende Daten zu übermitteln sind, sei ein so genanntes „Match-Making“. Zudem sind Unternehmen verpflichtet, Umsetzungspläne für alle wirtschaftlichen Endenergiesparmaßnahmen zu erstellen und in ihrem Unternehmensbericht oder auf ihrer Homepage zu veröffentlichen. Als wirtschaftlich gilt eine Maßnahme, wenn sie innerhalb von maximal 50% ihrer Nutzungsdauer (begrenzt auf 15 Jahre) einen positiven Kapitalwert aufweist.
Wer seinen Meldepflichten nicht nachkommt, muss mit Bußgeldern bis 100.000 Euro rechnen. Betroffen vom EnEfG sind Betriebe mit einem Energieverbrauch von über 2,5 GWh (bald 2,77 GWh) pro Jahr. Gemäß dem im Gesetz verankerten Grundsatz „vermeiden – vermindern – verwenden“ gelte es auch, Abwärme zu vermeiden und CO2-Emissionen zu verringern. Abschließend gab Pfränger einen Überblick über Förder-und Finanzierungsmöglichkeiten. Beispielsweise kann das Land Baden-Württemberg 75% der Beratungskosten im Bereich Abwärmeberatung erstatten.
Bis zu 70 Prozent Energie einsparen
Passend zum Thema Beratung schaltete sich der Bereichsleiter Projektentwicklung der Julius Gaiser GmbH, Christian Zeisberger, ein. Er stellte den „Gaiser-Abwärme-Check“ vor. Dieser identifiziert und bewertet bestehende Abwärmequellen und zeigt Optimierungsmöglichkeiten auf, zum Beispiel durch modernste Regelungs- und Messtechniken. „Oftmals liegen Potenziale direkt vor der Tür.“ Doch Gaiser sieht sich nicht nur als Partner, wenn es um konkrete Einsparungen bezüglich Kosten und Verbrauch geht, sondern hilft Unternehmen dabei, gesetzeskonform zu handeln und sich im Bürokratiedschungel zurechtzufinden.
Johannes Irmler, Geschäftsführer der Gaiser-Plan GmbH stellte im Anschluss erfolgreiche Praxisbeispiele vor. Ob Wärmerückgewinnung durch Abgaskondensation oder Zwischenspeicher im Erdreich, es gibt viele Möglichkeiten. Er hob vor allem das Potenzial von Wärme-Kälte-Kopplungen hervor. Hierbei wird die Abwärme sowohl zu Heiz- als auch zu Kühlzwecken verwendet, was die Energiekosten beträchtlich senken könnte. „Bei einem unserer Projekte konnten wir dadurch den Gaseinsatz um bis zu 70 Prozent reduzieren“, hielt Irmler fest.
Die zahlreichen Rückfragen verdeutlichten, wie vielen Unternehmen das Thema unter den Nägeln brennt. Was gilt für Rechenzentren, welche Ausnahmeregelungen gibt es und wie sind die Übergangsfristen? All dies wurde beim anschließenden Get Together ausgiebig erörtert. dwi
Foto: Julius Gaiser GmbH (zu sehen v.l.: Christian Zeisberger, Martin Pfränger, Johannes Irmler, Harald Kretschmann)