James Gill
James Francis Gill, einer der Pioniere der Pop Art, zeigte in der BEGE Galerie am Saumarkt sowohl Klassiker aus den ersten Jahren seiner Karriere als auch neue Werke aus seiner späten Schaffensphase nach 2007.
Vor der Preview in der Galerie hatten Galerist Bernd Geserick und das TOP Magazin zu einer Soiree ins Stadthaus eingeladen, zu einem Gespräch mit James Francis Gill und einführenden Worten von Daniela Baumann, Kunsthistorikerin und Direktorin der Walther Collection. Musikalisch hervorragend ergänzt von Sängerin Siyou Isabelle Ngnoubamdjum und Joe Fessele am Piano. Kunst und Musik vom Feinsten, und dazu die Weltpremiere des neuesten Werks, das Gill exklusiv für die Ulmer Kunstliebhaber mitgebracht hatte.
Elvis als Seriegrafie aus dem Atelier von HPH, und damit war der nächste Star im Spiel. Hans-Peter Haas gilt als der beste Siebdrucker für alle bekannten Künstler weltweit. Die Namen seiner Kunden lesen sich wie das Who’s who der internationalen zeitgenössischen Kunstszene. Seine Expertise machte ihn neben James Francis Gill und dessen Kunst, die zweifellos im Mittelpunkt standen zum zweiten Star an diesem Abend.
Die späte Schaffensphase von James Francis Gill folgte viele Jahre nach seinem Rückzug aus der Kunstszene Anfang der 70er, in der er als junger Künstler mit einer beneidenswerten Karriere bestens etabliert war. „Ich wollte nicht nur erfolgreich, sondern glücklich sein“, beschrieb er seine damaligen Beweggründe. „Ich wollte mich mehr auf das fokussieren, was mir wichtig war. 1997 begann James Francis Gill wieder zu malen und verbindet in seinen späten Werken die klassische Pop Art Malerei mit technischen Mitteln wie CAD.
Pop Art war nach der Zeit des Expressionismus und der Farbfeldmalerei mit seiner existentiellen Skepsis der Aufbruch in eine Zeit, in der Kunst näher an die Realität rückte, die Kunst in den Alltag und den Alltag in die Kunst integrierte. Künstler wie Gill, aber auch Warhol, Lichtenstein oder Claes Oldenburg zeigten die Konsumkultur als Lifestyle und übten zugleich Kritik daran. Gills weltberühmten Arbeiten mit Marilyn Monroe als immer wiederkehrendem Motiv zeigten die zwei Seiten des Hollywoodstars: sexy und aufreizend, verletzlich und zerbrechlich. „Man sah ihr Gesicht überall“, so Gill im Gespräch mit Daniela Baumann, „und nichts ist faszinierender als Gesichter. In meinen Werken zitiere ich das Vorbild als Abbild. Die erneute Auseinandersetzung macht das Vorbild wieder interessant.“
Doch es gab auch gesellschaftskritische Bilder in seinem Oevre, „etwas, das heute nicht mehr geht. Die Welt heute ist zu verrückt für die künstlerische Auseinandersetzung mit politischen Themen“, so der 85-jährige Künstler mit der Abgeklärtheit des Alters.
In der BEGE Galerie war eine Auswahl aus beiden Schaffensperioden des wieder entdeckten Künstlers zu sehen. Gill war an diesem Abend ein gefragter Gesprächspartner, signierte Drucke und Kataloge und gab sich eher zurückhaltend angesichts des Interesses an seiner Person und seinen Werken. Die Vernissage im Stadthaus und die Präsentation eines filmischen Porträts über James Gill war eine Kooperationsveranstaltung der BEGE Galerie mit dem TOP Magazin Ulm. sba
Noch bis zum 10. Febraur ist die aktuelle Ausstellung neu-gierig von schwarzweiß bis farbig in der Galerie zu sehen.
Fotos: Albrecht Storp